Besuch bei der Lebenshilfe Leinefelde-Worbis: Einsatz für mehr Teilhabe und bessere Rahmenbedingungen für Werkstätten
Besuch bei der Lebenshilfe Leinefelde-Worbis: Einsatz für mehr Teilhabe und bessere Rahmenbedingungen für Werkstätten
Die Bundestagsabgeordnete Donata Vogtschmidt besuchte am Montag die Lebenshilfe Leinefelde-Worbis im Eichsfeld, um sich ein Bild von der Arbeit in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung zu machen und mit Beschäftigten, Werkstattleiter sowie der Geschäftsleitung ins Gespräch zu kommen.
Nach einer kurzen Vorstellungsrunde führten Mitglieder des Werkstattrates Frau Vogtschmidt durch den Berufsbildungsbereich, die Tischlerei und die Näherei. Begleitet wurde der Rundgang von der Geschäftsführung und dem begleitenden Dienst der Werkstatt.
In einer anschließenden Gesprächsrunde wurden zahlreiche Themen angesprochen, die die Werkstattbeschäftigten derzeit besonders bewegen. Ein zentrales Anliegen war die barrierefreie Mobilität im Eichsfeld: Rollstuhlfahrerinnen und -fahrer hätten nach wie vor Schwierigkeiten, Geschäfte selbstständig zu erreichen. Hier bestehe Handlungsbedarf, um Städte und Gemeinden konsequent barrierefrei zu gestalten.
Darüber hinaus sprachen sich die Werkstattratsmitglieder für mehr gesellschaftlichen Respekt und Begegnung zwischen Menschen mit und ohne Behinderung aus. Bereits im Kindergarten und in der Schule sollten inklusive Projekte selbstverständlich sein, so die Teilnehmenden. Die Lebenshilfe selbst betreibt zwei integrative Kindergärten, in denen gemeinsames Aufwachsen bereits gelebte Realität ist.
Ein weiterer Schwerpunkt des Austauschs war die finanzielle Situation der Werkstätten. Die derzeitige Regelung, dass die Löhne der Beschäftigten fast komplett aus dem erwirtschafteten Gewinn bezahlt werden müssen, sei für viele Werkstätten wirtschaftlich kaum tragbar. Eine Entkopplung des gesetzlich vorgeschriebenen Grundbetrags von der Höhe des BAföGs oder eine deutliche Erhöhung der staatlichen Zuschüsse zum Lohn sei dringend notwendig. Eine große Herausforderung stelle die derzeit schwache Auftragslage dar – insbesondere infolge der schwächelnden Automobilindustrie in Deutschland. Vogtschmidt nahm diese Hinweise mit und betonte, dass eine faire Entlohnung und verlässliche Finanzierungssysteme politisch dringend weiterentwickelt werden müssten.
Auch Themen wie Mobilität im ländlichen Raum, Fahrtkostenzuschüsse, ein besserer Personalschlüssel sowie die Einführung von Jobcoaches zur individuellen Begleitung von Beschäftigten auf dem Weg in den allgemeinen Arbeitsmarkt wurden angesprochen. „Gerade Jobcoaches können einen wichtigen Beitrag leisten, damit mehr Menschen mit Behinderung den Übergang in den ersten Arbeitsmarkt schaffen“, so Vogtschmidt.
Besonders kritisch wurden zudem Bestrebungen in manchen Parteien gesehen, für Unternehmen die Möglichkeit der Anrechnung von Werkstattaufträgen auf die Ausgleichsabgabe abzuschaffen, die bisher einen Wettbewerbsvorteil für Werkstätten dargestellt habe. Auch die thüringenspezifische „Abwesenheitsregel“ nach der ab einer gewissen Anzahl an Fehltagen die Kostensätze fast komplett gestrichen werden, müsse man anpassen. Sie seien einerseits zu starr und erschweren die Finanzplanung erheblich.
Zum Abschluss stellte die Lebenshilfe ein weiteres Zukunftsprojekt vor: das erworbene Kloster in Leinefelde-Worbis, das zu einem sozialen Zentrum entwickelt werden soll. Geplant sind dort unter anderem ein Inklusionscafé, eine Wohnstätte, ein integrativer Spielplatz sowie kulturelle Veranstaltungen wie ein Klosterfestival oder Weihnachtsmarkt, bei denen Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam teilhaben können.
Donata Vogtschmidt zeigte sich beeindruckt vom Engagement der Lebenshilfe und der Werkstattbeschäftigten:
„Die Lebenshilfe leistet im Eichsfeld wertvolle Arbeit für Inklusion und gesellschaftlichen Zusammenhalt. Ich nehme viele wichtige Anregungen mit nach Berlin – insbesondere, wie wir die Rahmenbedingungen für Werkstätten und die Teilhabe von Menschen mit Behinderung weiter verbessern können.“
